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Digitale Lernaktivitäten auf ein wirkungsvolleres Niveau heben

Digitale Technologien werden in allen Schulen der Sek II intensiv genutzt, wie die Studie «Digitale Transformation der   II» von D. Petko et al. (DigiTraS II) zeigt, allerdings vor allem für einfache Lernformen wie das Verteilen von Lernmaterial inkl. Übungen und Beamerpräsentationen. Deutlich seltener sind die als sehr lernwirksam eingestuften Aktivitäten, in denen sich SuS/Lernende Wissen interaktiv in Gruppen selbst erarbeiten. Solche digitalen Lernaktivitäten haben das Potenzial, den Unterricht auf ein höheres Niveau zu heben.

 

 

Das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte, vierjährige Projekt «DigiTraS II» hat den Stand der technologischen Integration in der Sekundarstufe II in der Schweiz untersucht. Von September 2021 bis Juli 2022 wurden 225 Schulleitungsmitglieder, 2248 Lehrpersonen und 8915 SuS/Lernende der Sek II befragt.

Zentrales Ergebnis ist, dass Lehrpersonen in der Sekundarstufe II den digitalen Wandel weiterhin mit passiven Lernaktivitäten gestalten, die primär rezeptiv sind, wie beispielsweise dem Zuhören bei Lehrpersonenpräsentationen am Beamer oder dem Ansehen von Erklärvideos. Gemäss dem ICAP-Modell[1] (vergleiche auch Gonon et al.) liegt das Potenzial der digitalen Transformation in der Ermöglichung von interaktiven (neues Wissen gemeinsam mit anderen erarbeiten), construktiven (neues Wissen individuell erarbeiten) und aktiven (digitales Anwenden von vermitteltem Wissen), aber deutlich weniger bei den passiven Lernerfahrungen. Dabei ist die Anwendung digitaler Tools an sich nicht direkt lernwirksam, vielmehr lassen sich dadurch die wirksameren Lernerfahrungen sehr gut unterstützen.

Die Studie empfiehlt den Lehrpersonen:

  • Potenziale digitaler Tools: Digitale Technologien sollten dort eingesetzt werden, wo sie die Qualität des Lehrens und Lernens verbessern und somit ihr lernwirksames Potenzial maximal entfalten.

  • Interaktive Lernerfahrungen: Der Einsatz digitaler Technologien verbessert das Lernen vor allem dann, wenn dadurch das Niveau der Lernaktivitäten vom Passiven zum Interaktiven erhöht wird. Im Idealfall führen digitale Medien dazu, dass SuS/Lernende weniger passiv und vermehrt aktiv, konstruktiv oder interaktiv lernen.

  • Zusammenarbeit: Die digitale Transformation erfordert eine schulweite Kultur des Wandels. Dazu gehört auch die formelle und informelle Zusammenarbeit im Kollegium. Lehrpersonen berichten jedoch, dass ihnen häufig die Zeit für Veränderungen fehlt. Dieser Herausforderung lässt sich nur durch eine verstärkte Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen begegnen.

 

 Diskussionsfragen Diskutiert mit im Teamskanal DLH Community | 02 Lernen und Lehren im digitalen Wandel | Microsoft Teams


1. Die Studie hebt hervor, dass Lehrpersonen trotz des Potenzials digitaler Transformation weiterhin auf passive Lernmethoden setzen. Machst du das auch so, oder hast du Beispiele aus deinem Unterrichtsalltag, wie digitale Tools verstärkt für aktive, konstruktive und interaktive Lernerfahrungen eingesetzt werden? 


2. Digitale Technologien verbessern das Lernen vor allem dann, wenn das Niveau der Lernaktivitäten erhöht wird. Wo siehst du die Hauptverantwortung für diese Veränderung – liegt sie primär bei den einzelnen Lehrpersonen, der Schulleitung oder im System als Ganzes?


3. Die Studie spricht von einer notwendigen schulweiten Kultur des Wandels und der Bedeutung von Zusammenarbeit. Welche Massnahmen würdest du dir wünschen, um die Zusammenarbeit im Kollegium im Rahmen der digitalen Transformationen zu verbessern ?

 

Quellenangaben:

 

[1] Chi, M. T. H., & Wylie, R. (2014). The ICAP Framework: Linking Cognitive Engagement to Active Learning Outcomes. Educational Psychologist, 49(4), 219–243.
Das ICAP-Modell (Interactive, Constructive, Active, Passive) wurde von Chi und Wylie (2014) entwickelt und klassifiziert Lernaktivitäten nach dem Grad der kognitiven Beteiligung der Lernenden. Gemäss diesem Modell ist interaktives Lernen effektiver als passives Lernen, da es höhere kognitive Prozesse anregt.

Sailer, M., Maier, R., Berger, S., Kastorff, T., & Stegmann, K. (2024). Learning activities in technology-enhanced learning: A systematic review of meta-analyses and second-order meta-analysis in higher education. Learning and Individual Differences, 112, 102446. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1041608024000396

Ressourcen
 
 
 
4. Chi, M. T. H., & Wylie, R. (2014). The ICAP Framework: Linking Cognitive Engagement to Active Learning Outcomes. Educational Psychologist, 49(4), 219–243.