Deutschtraining – Mittels eines Orientierungstests
- Projektleitung: Stefanie Wick Widmer, Marius Roth und Nina Schnatz
- Institution: Berufsbildungsschule Winterthur
- Kontakt: stefanie.wickwidmer@bms-w.ch
Mittels eines Orientierungstests evaluieren die Lernenden ihre Grammatik-, Lese- und Schreibkompetenzen. Danach absolvieren sie ein auf ihre Schwächen abzielendes Förderprogramm.
Produkt
Das Produkt liegt in Form eines Ergebnisberichtsvor.
Ab 2022 werden Lernende mit einer Gesamtnote 5.0 im eidgenössischen Fähigkeitsausweis (EFZ) prüfungsfrei in die BMS aufgenommen. 2020 und 2021 war dies bereits der Fall. Die Erfahrungen der BM-Deutschlehrpersonen aus den beiden letzten Schuljahren zeigt, dass Lernende mit schwachen Deutschkompetenzen Einlass finden. Einige haben die Inhalte der Sekundarschule nicht repetiert und aufgearbeitet, andere kommen aus einem schwierigen soziokulturellen Umfeld, wieder andere haben einen Migrationshintergrund. Im BM-Deutschunterricht müssen daher vermehrt Lücken aufgearbeitet werden, damit der eigentliche BM-Deutschinhalt überhaupt behandelt werden kann.
2018 stand bei der Erhebung der Pisastudie «Lesen» im Bereich Deutsch im Zentrum. Die Resultate der Pisastudie belegen, dass die Analyse der Deutschlehrpersonen nicht täuscht. Die Lesekompetenz von Schweizer Lernenden sank, sie war z.B. noch nie so tief wie 2018. (vgl. Pisa_Bericht_2018_sbfi und NZZ 17.1.22).
Das Förderprogramm hat zwei Zielgruppen vor Augen:
Zielgruppe A: Lernende, deren Muttersprache Deutsch ist, die aber Mühe mit Lesen und Schreiben haben.
Zielgruppe B: Lernende, für die Deutsch Zweitsprache ist.
Das Projektteam erstellt einen computerbasierten Deutschorientierungstest. Alle Lernenden absolvieren unmittelbar nach Eintritt in die BM den Deutschorientierungstest auf der schuleigenen LMS. Der Test ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird Grammatik und Rechtschreibung geprüft, im zweiten Teil das Leseverständnis. Der Lernstand wird digital ermittelt. Die Testresultate jeder Aufgabe sind für die Lernenden sichtbar. Die Transparenz der Testergebnisse soll zur Selbstreflexion anregen und motivieren, die persönlichen Schwächen durch gezieltes Training zu verbessern.
Das Projektteam stellt basierend auf den Erfahrungen der gesamten Fachschaft ein computerbasiertes Förderprogramm zusammen, das sich mit den Inhalten des Orientierungstests deckt. Das Projektteam sucht für die Testentwicklung Unterstützung im Departement Linguistik der ZHAW (Igor Matic). Die Lücken, die sich im Orientierungstest gezeigt haben, arbeiten die Lernenden mit verschiedenen e-Learningprogrammen auf. In diesem MOOC werden theoretische Inputs gegeben und Online-Übungen zur Verfügung gestellt, die computerbasiert korrigiert werden. Das Programm soll adaptiv gestaltet sein, damit alle Lernenden sich weiterentwickeln können. Das Förderprogramm integriert auch bereits bestehende Übungen von digitalen Lernmitteln. Die adaptiven Lernprogramme Lernnavi und begriffen.ch werden in das Förderprogramm integriert. Auch andere externe Tools könnten ins Deutschtraining einbezogen werden.
Innovationspotential
Damit Lehrpersonen Schreib- und Lesekompetenzen gezielt fördern können, ist eine Diagnostik erforderlich, die es erlaubt, individuelle Stärken und Schwächen der Lernenden zu identifizieren. Im Ausbildungsgang BM2 ist das Schuljahr verkürzt und die Lehrpersonen haben wenig Zeit für eine Lernstanderhebung. Gleichzeitig kennen viele Lernende, die prüfungsfrei an die BMS gekommen sind, ihren Lernstand nicht. Der BM-Schullehrplan Deutsch baut auf dem Lehrplan 21 auf. Kompetenzen, die während der Volksschule erlangt werden sollten, werden in der BMS nicht nochmals trainiert. Lernende, die jedoch Lücken mitbringen, müssen diese für ein erfolgreiches Studium selbstständig schliessen. Der digitale Orientierungstest ermöglicht allen eine differenzierte Rückmeldung und dient zur Analyse der eigenen Leistung. Ein Trainingsprogramm kann gezielt auf die individuellen Lücken hin absolviert werden.
Der Orientierungstest wird mit dem Testtool des institutionseigenen LMS durchgeführt und ausgewertet. Die Zusammenstellung der beiden Teile Grammatik/Rechtschreibung und Textverständnis basiert auf den Anforderungen der bisherigen BM-Aufnahmeprüfung und orientiert sich an schulinternen Standards. Aufgrund der direkten Rückmeldung - auch zu einzelnen Aufgabenbausteinen - wird den Lernenden die Selbstreflexion- und -evaluation ermöglicht. Gleichzeitig werden die Lehrpersonen einerseits vom Aufwand, passendes Übungsmaterial spontan bereitstellen zu müssen und andererseits von formalen Korrekturarbeiten entlastet. So können sie in diesem Bereich als Coaches ihre Zeit für die individuelle Beratung und Förderung verwenden. Ihnen bleibt insgesamt mehr Zeit für die individuelle Korrektur von Textproduktionen sowie deren Auswertung und Besprechung.
Didaktisch-methodisches Konzept
Damit Lehrpersonen Schreibkompetenzen gezielt fördern können, ist eine Diagnostik erforderlich, die es erlaubt, individuelle Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler zu identifizieren. Sie sollte die Entwicklung der Schreibkompetenzen über die Zeit formativ, also begleitend zum Lehr-Lern-Prozess, erfassen – von der Grundschule bis zur 10. Klasse. Nach einem Einstufungstest erhalten die Lernenden Zugang zu einem digitalen Förderprogramm. Dieses Trainingsprogramm arbeitet gezielt an den Schwächen der einzelnen Lernenden. Eigenverantwortliches Üben wird verlangt und gefördert.
Neben dem Einstufungstest ist also das Bereitstellen von geeigneten Online-Übungen und entsprechenden Erklärclips eine zentrale Aufgabe dieses Projekts. Hier sind bereits diverse Produkte frei zugänglich oder für einen angemessenen Betrag nutzbar (z.B. lernnavi, Jahreskosten von ca. 15 Franken). Die Expertise der Lehrpersonen ermöglicht es, hier ein gezielt auf die erforderlichen Kompetenzen zugeschnittenes Programm zusammenzustellen, das möglichst viele Niveaus der Lernenden abdeckt. Als MOOC kann dieses dann von den Lernenden individuell genutzt werden.
Die individuelle Entwicklung der Lernenden wird während des Förderprogramms von kürzeren Übungstests, die sich am Einstufungstest orientieren, evaluiert. Um am Ende des Prozesses den Output überprüfen zu können, kann einerseits der ganze Einstufungstest nochmals absolviert werden, andererseits wird analog zu diesem ein abschliessender Test erstellt, welcher den Fortschritt aufzeigen kann. Die Deutschlehrpersonen begleiten die Lernenden und halten diese an, das Förderprogramm zu absolvieren. In Rückmeldungen zu Textproduktionen verweisen sie auf das Förderprogramm.
Wirkung
Lernende
- Die Kompetenzen in der Lernsprache tragen wesentlich zum Erfolg oder Misserfolg der schulischen Laufbahn bei. Werden die Kompetenzen in der Lernsprache verbessert, sind somit die Erfolgschancen höher.
- Lernende mit einem Migrationshintergrund oder mit einem soziokulturell bildungsfernen Hintergrund arbeiten ihre Deutschlücken auf.
Lehrpersonen
- Die Deutsch-Lehrpersonen erhalten ein Diagnostiktool und ausgewählte Ressourcen. So sind sie von formalen Korrekturarbeiten entlastet und können ihre Zeit für individuelle Beratung und Förderung verwenden. Ihnen bleibt mehr Zeit für die Korrektur von Textproduktionen, deren Auswertung und Besprechung.
- Steigt die Lese- und Schreibkompetenz der Lernenden, können die Lehrpersonen sich in allen Disziplinen auf den Inhalt fokussieren. Es findet ein Austausch über basale Kompetenzen über die Fachschaften hinweg statt.
Digitale Lektüreförderung: Le Petit Prince mit einem OLAT-Lernpfad begleiten
- Projektleitung: Giuseppina Lisi und Aline Marandet
- Institution: Berufsmaturitätsschule Winterthur
- Kontakt: giuseppina.lisi@bms-w.ch
In mehreren Lernpfaden werden zentrale Kapitel aus dem Buch Le Petit Prince von Antoine de Saint Exupéry mit interaktiven Erklärvideos, die von der Lehrperson selber erstellt werden, zur Verfügung gestellt. Ziel ist, die Kompetenzen der Lernenden im Lesen, im Hören und im Sprechen zu fördern. Zudem wird mit formativen und summativen Online-Tests das erworbene Wissen zu den Kapiteln überprüft. Der Wortschatz zu den zentralen Kapiteln im Buch wird spielerisch mit Hilfe von Quizlet und von LeaningsApps, wie z.B. Kreuzworträtseln und Wortpaaren, trainiert.
Beschreibung
Beim Unterrichten der französischen Sprache an der Berufsmaturitätsschule Winterthur haben wir festgestellt, dass den Lernenden oft die nötige Motivation fehlt, um sich bei der Lektüre literarischer Werke vertieft mit den moralischen, philosophischen und sozialen Aspekten der Texte auseinanderzusetzen. Es ist uns ein Anliegen, unseren Lernenden nicht nur die Grammatik zu vermitteln, sondern ihnen auch den Zugang zu anspruchsvollen literarischen Werken zu ermöglichen. Insbesondere möchten wir mit ihnen "Le Petit Prince" behandeln, um ihre Lesekompetenz zu fördern und sie auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem Text vorzubereiten.
Um die Lektüre zu erleichtern, möchten wir zentrale Kapitel des Buches didaktisch mit einem Lernpfad auf OLAT aufbereiten. Dafür werden wir Erklärvideos erstellen, in denen wir unsere eigene Zusammenfassung dieser Kapitel in gesprochenem Französisch präsentieren. Im Hintergrund der Erklärvideos veranschaulichen Folien einer PowerPoint-Präsentation die wichtigsten Inhalte mit Bildillustrationen aus dem Buch und aus dem Film. Diese multimediale Unterstützung soll die Lernenden motivieren und ihnen helfen, komplexe Informationen auf einfache Weise durch visuelle Darstellungen zu verstehen. Die Lernenden können die Videos jederzeit und überall ansehen, was ihnen ermöglicht, in ihrem eigenen Tempo zu lernen und Inhalte bei Bedarf zu wiederholen. Zur Überprüfung ihres Verständnisses werden wir zusätzlich im Erklärvideo interaktive Elemente mit Fragen zum Inhalt einfügen. So bleiben die Lernenden aktiv und konzentriert, da sie aufmerksam zuhören müssen, um die Fragen beantworten zu können. Diese interaktiven Lernpfade ermöglichen es den Lernenden, sie in flexiblen Lernmodalitäten zu nutzen und sich auf Bereiche zu konzentrieren, die sie besonders interessieren und in denen sie Unterstützung benötigen. Die Motivation der Lernenden im Selbststudium wird dadurch gesteigert; sie befassen sich vertiefter mit dem Text und verbessern ihr Verständnis. Wir erhoffen uns, mit Hilfe eines didaktischen flipped classroom-Konzepts Zeit zu gewinnen, um im Unterricht Diskussionen zu führen, das Verständnis zu vertiefen und kritisches Denken zu fördern. Im anschliessenden Präsenzunterricht werden wir die literarischen Aspekte mit einer gemeinsamen Analyse behandeln. Nach jeder Vorbereitung im Selbststudium mit den Erklärvideos werden wir einen formativen Test auf OLAT durchführen, um das Verständnis der Lernenden zu überprüfen. Online-Tests bieten unmittelbare Rückmeldungen, die den Lernenden helfen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten. Zum Abschluss des Lernpfades werden wir zusätzlich einen summativen Online-Test integrieren, um zu evaluieren, ob die Inhalte der zentralen Kapitel vollständig verstanden wurden.
Didaktisch-methodisches Konzept
Kombination aus selbstreguliertem Lernen und Lernen in Gruppen im Präsenzunterricht. Während des selbstregulierten Lernens bereiten die Lernenden die Kapitel zu Hause mithilfe der Videos und Quizzes im Lernpfad vor. Im darauffolgenden Präsenzunterricht wird das im Selbststudium erworbene Wissen vertieft. Im Unterricht führen die Lernenden in Gruppen Textanalysen durch und diskutieren über zentrale Themen wie Freundschaft, Liebe und das Leben nach dem Tod. Am Ende jeder synchronen Phase führen die Lernenden einen Online-Test auf OLAT durch, um ihr erworbenes Wissen zu konsolidieren.
In dieser Kombination aus selbstreguliertem Lernen und angeleitetem Unterricht mit offeneren Methoden wie Gruppenarbeiten im Klassenzimmer übernehmen beide Seiten, sowohl Lehrperson wie auch Lernende, Verantwortung. Die Lehrperson macht das Angebot mit den Erklärvideos zur Lektüre, bereitet den Online-Test zur Überprüfung des Wissens vor und motiviert die Lernenden, selbst aktiv zu sein, indem sie ihr erworbenes Wissen für den Austausch im Präsenzunterricht anwenden. Mittels Erklärvideos wird diese Unterstützung von der Lehrperson angeboten. Die Lernenden können den Unterricht für sich selbst und für die anderen Lernenden interessanter gestalten, wenn im Präsenzunterricht ein Austausch stattfindet.
Wirkung
Als Maturalektüre wird das Buch vom Le Petit Prince von vielen Lehrpersonen verwendet, und deshalb denken wir, dass unser Projekt nachhaltig gebraucht und angepasst werden kann. Die Lernpfade mit den interaktiven Lernvideos können von anderen Lehrpersonen leicht über die Plattform OLAT kopiert, verändert und angepasst werden.
SAMR-Modell
Im SAMR-Modell kann das Projekt in den Bereich "Redefinition" eingeteilt werden, da es Aufgabenformate ermöglicht, welche vorher so nicht möglich waren.
Mathematik smart üben und prüfen
- Projektleitung: Matthias Geissbühler
- Institution: BMS Zürich
- Kontakt: matthias.geissbuehler@bms-zuerich.ch
Mit MS Teams und OneNote wurde digitaler Mathematikunterricht ohne Papier und Wandtafel realisierbar. Geübt und geprüft wird jedoch weiterhin herkömmlich auf Papier. Selbst die Lernenden, die ihre Übungen auf dem Tablet lösen, nutzen dieses eher wie ein digitales Blatt Papier und nutzen das mathematische Potenzial der Geräte kaum. Dieses Projekt will das ändern.
Mit dem für Moodle und Ilias verfügbaren Fragetyp STACK (the System for Teaching and Assessment using a Computer algebra Kernel, https://stack-assessment.org/) können die beiden Unterrichtsphasen Üben und Prüfen im Mathematikunterricht entscheidend optimiert werden. Die Eingaben der Lernenden werden laufend mit dem Open-Source CAS Maxima analysiert, wodurch sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden beim Üben und beim Prüfen aktiv unterstützt werden.
Innovationspotential
In den Übungsphasen lösen die Lernenden bisher Aufgaben vollständig durch. Anschliessend wird kontrolliert, ob die Lösung korrekt ist. Falls nicht, dann beginnt eine zeitraubende Suche nach dem bzw. den Fehler(n). Mit dem Fragetyp STACK kann bei Termumformungen und Gleichungen für jede einzeln Umformung übersichtlich angezeigt werden, ob diese korrekt war oder nicht. Allfällige Fehler können direkt analysiert werden, anstatt dass mit dem falschen Zwischenresultat weitergerechnet wird. Für die Lerngebiete Funktionen, Geometrie und Datenanalyse können mit dem Plugin JSXGraph graphische STACK-Aufgaben erstellt werden. Einzelne Teile der Aufgaben können per Zufallsgenerator variiert werden, wodurch für jede Aufgabe zahlreiche Varianten existieren. Die Lernenden können die Übungen dadurch immer wieder absolvieren, ohne identische Aufgaben lösen zu müssen. Für alle Aufgaben kann eine Musterlösung und für typische Fehler ein spezifisches Feedback generiert werden. Durch die Erfassung aller Versuche der Lernenden besitzt die Lehrperson jederzeit den Überblick, welche Aufgaben erfolgreich oder erfolglos gelöst wurden, welche konkreten Fehler wiederholt auftreten und welche Lernenden Unterstützung benötigen.
Bei Prüfungen kann ein Grossteil der Korrektur ohne qualitative Abstriche automatisiert werden. Durch die Unterstützung des CAS, das im Hintergrund «mitdenkt», kann der Lösungsweg bei der Bewertung berücksichtigt werden und die Korrektur ist völlig konsistent. Das Resultat der Prüfung kann abschliessend für jede Aufgabe und sogar über Klassen und Jahrgänge hinweg verglichen werden, was Vorteile für die Prüfungsbesprechung und die Weiterentwicklung der Unterrichtsmaterialien bietet.
Didaktisch-methodisches Konzept
Das Projekt ergänzt den digitalen Unterricht. Für die Übungsphasen muss nicht mehr auf ein Buch oder ein Skript ausgewichen werden. Stattdessen werden eigene Übungen in Moodle verlinkt oder via LTI eingebunden. Verwaltet werden die Übungen in der integrierten Aufgabendatenbank von Moodle. Dadurch sind die Aufgaben für alle Lehrpersonen derselben Schule zugänglich und lassen sich für die Lehrpersonen anderer Schulen exportieren. Die Aufgaben können anschliessend in jedes Moodle oder Ilias importiert werden.
Die Prüfungen finden ebenfalls in Moodle statt. Da jede Aufgabe in zahlreichen unterschiedlichen Varianten vorliegt, kann grundsätzlich jede Aufgabe der Übungsphase auch in der Prüfung verwendet werden. Dazu deaktiviert die Lehrperson einzig die automatischen Rückmeldungen an die Lernenden. Die Lehrperson kann zudem entscheiden, ob alle Lernenden jeweils dieselbe Variante der Aufgaben lösen müssen oder nicht. Mit dem Safe Exam Browser der ETH Zürich kann die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel unterbunden werden. Einige oder sogar alle Aufgaben werden automatisch bewertet. Weil die zeitaufwändige Korrektur teilweise oder ganz entfällt, können Lehrpersonen bei Bedarf mehr und/oder ausführlichere Prüfungen und Nachprüfungen anbieten als bisher, ohne sich dabei zeitlich zu überlasten.
Wirkung
Das Projekt hat das Potential, die Qualität der Unterrichtsphasen Üben und Prüfen im Mathematikunterricht essenziell zu verbessern und die Lehrpersonen gleichzeitig zu entlasten.
Anstatt die Fehler von Lernenden in Übungen und Prüfungen zu suchen, können sich die Lehrpersonen vermehrt auf die inhaltliche Betreuung der Lernenden und die Weiterentwicklung des Unterrichts fokussieren.
SAMR-Modell
Erläuterung zum SAMR-Modell.
Im SAMR-Modell kann das Projekt im Bereich "Augmentation" eingeteilt werden, da es die bisherige analoge Übungs- und Prüfungsform ersetzt mit zusätzlichen Möglichkeiten der Autokorrektur.
Moderne Prüfungen auf stromkompass.ch
- Projektleitung: Pascal Schärli
- Institution: GBW, TBZ, BSB
- Kontakt: pascal.schaerli@gbwetzikon.ch
Elektrotechnik, Kooperation und lernen mit digitalen Hilfsmittel lässt sich sehr gut verbinden, wie dieses Projekt von drei Berufsschulen zeigt, die Lernende in Elektroberufen ausbilden. Und dank «action learning» - Lernen an realen Problemen und Einbinden von persönlichen Erfahrungen – bleiben weder Didaktik noch Pädagogik aussen vor.
Produkt
Zugang auf die schulübergreifende Sammlung (Einloggen mit Microsoft-Konto)
Projektvorstellung im Video-Call vom 17.03.2021
Das Projekt «Moderne Prüfungen auf stromkompass.ch» ist ein Kooperationsprojekt der drei oben genannten Berufsfachschulen des Kantons Zürich welche Elektroberufe ausbilden. Sie erarbeiten kooperativ und schulübergreifend digitale Lerninhalte und Prüfungen, die auf der bereits etablierte Lernplattform «stromkompass.ch» geteilt werden. Des Weiteren können die Lerninhalte auf beliebige Moodle-Instanzen anderer Schulen geladen werden.
Die Lerninhalte werden im Sinne des „blended learnings“ aufbereitet und jeweils für alle Niveaustufen der Ausbildung skaliert. Sie sind handlungsorientiert und praxisrelevant aufbereitet sowie auf dem neusten technischen Stand.
Didaktisch-methodisches Konzept
Anhand von «Action Learning», die sich Nahe an der Realität und der ganzheitlichen Handlung orientieren und inhaltlich so aufbereitet werden, dass sie im Sinne der Digitalisierung gegenüber den herkömmlichen Lernsituationen einen Mehrwert generieren.
«Action Learning bedeutet erfahrungsbasiertes Lernen und geht davon aus, dass erst die unmittelbare, praktische Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand einem Individuum effektives, sinnstiftendes Lernen ermöglicht. Lernen setzt in diesem Modell eine konkrete Erfahrung mit Echtcharakter ausserhalb artifizieller Lernumgebungen voraus. Erfahrungsbasierte Lehr-/Lernarrangements sind eine Form situierten Lernens, bei welcher der Lernende als Akteur im Mittelpunkt steht.
Wirkung
Abgesehen vom Lernthema an und für sich, gehen Lernende und Lehrpersonen gemeinsam den Entwicklungsprozess zum digitalen Lernen, der auf folgenden 7 Säulen beruht:
- Zeit: überall und zu jederzeit
- Raum: Präsenz nur bei Bedarf
- Tempo: selbstbestimmt
- Lernpfade: selbstorganisiert
- Technologie: liefert die Inhalte
- Digitalisierte Inhalte: interaktiv
- Vernetzt: Coach
TPACK-Modell
Dieses Projekt lässt sich eindrücklich anhand des TPACK-Modells erläutern. Es berücksichtigt beispielhaft alle 3 Kreise von Technik, Pädagogik sowie Content/Knowledge und erreicht eine Schnittmenge von all diesen Bereichen. Das gelingt einerseits durch die Anwendung von digitalen Hilfsmittel wie Moodle sowie andererseits durch die technischen Lernthemen an und für sich (Technologie), die ausserdem explizit integrierend angewandten Lerninhalt eng verknüpft sind (Content/Knowledge). Didaktisch-pädagogisch begleitet wird das Ganze von (digital unterstütztem) «action learning».
Moodle-Kurs "Grundkompetenz in Mathematik"
- Projektleitung: Michael Anderegg, Patrick Hnilicka und Thomas Graf
- Institution: Kantonsschule Im Lee, Winterthur
- Kontakt: michael.anderegg@ksimlee.ch
Digitale Jahrgangsprüfung und zufallserzeugte formative Tests im Fach Mathematik
Produkt
Das Projekt wurde im Rahmen eines DLH-Impulsworkshops im Juni 2024 der Community vorgestellt. Die Essenz kann hier nachgelesen werden inkl. Link zur Videoaufzeichnung.
Als Produkt liegen eine Fragesammlung (XML, 3MB) und die Moodle-Sicherungsdatei des Kurses (mbz-Datei, 2MB) vor.
In den ersten beiden Schuljahren des Kurzgymnasium werden im Fach Mathematik wichtige Grundkompetenzen vermittelt wie der Umgang mit Termen, Gleichungen und elementaren Funktionen. Das Beherrschen dieser Grundkompetenzen ist eine wichtige Voraussetzung für das erfolgreiche Lernen der Inhalte aller MINT-Fächer im dritten und vierten Jahr. Um das Erreichen dieser Voraussetzungen zu fördern, plant die KS Im Lee die Einführung einer klassenübergreifenden Jahrgangsprüfung zu Beginn des dritten Schuljahres. Alle Schüler*innen eines Jahrgangs absolvieren dabei gleichzeitig eine online Prüfung. Diese soll automatisch korrigiert und bewertet werden.
Damit sich die Lernenden auf die Jahrgangsprüfung vorbereiten und sich mit der Prüfungsumgebung vertraut machen können, steht ihnen ein Moodle-Kurs mit einer grossen Anzahl zufallserzeugter Aufgaben zur Verfügung. Die Schüler*innen können stets auf diese Übungsmöglichkeit zugreifen und selbstständig formative Tests absolvieren. Dabei können sie wählen, ob sie Fragen zu einem bestimmten Themengebiet oder über den ganzen Stoff bearbeiten möchten. Durch die automatische Auswertung der Lösungsversuche, erhalten die Lernenden unmittelbar Feedback über ihren Lernstand.
Innovationspotential
Die zufallserzeugten Aufgaben entsprechen solchen, wie sie auch in den Lehrbüchern vorkommen. Der Mehrwert im Vergleich zum analogen Unterricht besteht aus Sicht der Lernenden darin, dass sie jederzeit Zugang zu formativen Assessments haben, in welchen sie direktes Feedback zur eingereichten Lösung erhalten und – besonders bei negativem Feedback – die Möglichkeit haben, eine analoge Fragestellung mit neuen Zahlen zu versuchen. Aus der Perspektive der Lehrperson besteht der Mehrwert darin, dass der Moodle-Kurs die Durchführung einer Jahrgangsprüfung ermöglicht, die automatisch korrigiert und ausgewertet wird.
Didaktisch-methodisches Konzept
Ziel des Projektes ist die Festigung der Grundkompetenzen in Mathematik. Der Moodle-Kurs unterstützt das Erreichen dieses Ziels auf zwei Arten. Zum einen können Lernende individuell und selbstständig mit den zufallserzeugten, selbstkorrigierenden Übungen ihr eigener Wissenstand jederzeit überprüfen. Zum anderen schafft die summative Jahrgangsprüfung die nötige Verbindlichkeit. Durch die automatische Auswertung der Prüfung entsteht für die Lehrpersonen keinen grossen Mehraufwand.
Wirkung
Neben dem direkten Nutzen des Projekts für die Erlangung der mathematischen Grundkompetenzen ist an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass die Erstellung des Kurses einen wichtigen Beitrag für den digitalen Wandel im Allgemeinen leistet. So kann der Kurs als Vorlage für ähnliche Projekte dienen. Dadurch, dass ausschliesslich freie Software verwendet wird und alle Inhalte samt Quellcode und ohne Einschränkung zur Verfügung gestellt werden, lassen sie sich leicht anpassen. Auf diese Weise ist jede Lehrperson frei, die Aufgaben nach eigenem Gutdünken zu verändern oder zu ergänzen, damit sie zu ihrem Unterricht oder Fach passen.
Konkret sind an der KS Im Lee gegenwärtig zwei solche Nachfolgeprojekte angedacht: Zum einen sollen die zufallserzeugten, selbstkorrigierenden Übungen in angepasster Form im Rahmen einer SOL-Einheit zum Thema Gleichungssysteme zum Einsatz kommen. Zum anderen wird evaluiert, ob und wie sich das Projekt auf das Fach Chemie übertragen lässt. Eine wichtige Voraussetzung für diese Anpassungsfähigkeit ist der Einsatz freier Software und freier Inhalte. Diese stellen sicher, dass Lehrpersonen in Zukunft nicht von den zur Verfügung gestellten, digitalen Inhalten eingeschränkt werden. Im Gegenteil: So haben Lehrpersonen die Möglichkeit, aktiv die Inhalte zu gestalten, sodass sie für die aktuelle Klasse, Situation oder Thema die bestmögliche Wirkung erzielen.
SAMR-Modell
Erläuterung zum SAMR-Modell.
Der Moodle-Kurs «Jahrgangsprüfung» ist innerhalb des SAMR-Modells unter Erweiterung zu verorten.
Open-Notebook-Maturaprüfungen im Fremdsprachenunterricht
- Projektleitung: Patricia Würscher und Sara Alloatti
- Institution: Kantonsschule Uetikon am See
- Kontakt: patricia.wuerscher@kuezh.ch; sara.alloatti@kuezh.ch
Open-Notebook-Maturaprüfungen entwickeln
Kompetenz- und Handlungsorientierung, transversale Kompetenzen, maschinelle Übersetzungstools und KI sind vier Schlagworte, die die Curriculumentwicklung im Fremdsprachenunterricht zunehmend beeinflussen, da sie eine neue Prioritätensetzung bei den Lernzielen mit sich bringen. Dies erfordert auch eine Anpassung der Maturaprüfung. Das Projekt “Matura der Zukunft” im Kanton Aargau hat in den letzten Jahren neue Prüfungssettings vorgeschlagen, konkrete Beispiele aus der Fremdsprachenpraxis fehlen aber noch.
Die KUE hat Neuland betreten. Für die Hausmatura im Schuljahr 2021/22 haben sich die Fremdsprachenlehrpersonen entschieden, neue Wege zu gehen und die Prüfungen zumindest teilweise im “Open-Notebook-Modus” durchzuführen. So wurde beispielsweise im Fach Französisch die Hälfte der schriftlichen Maturitätsprüfung von den Lernenden mit digitalen Hilfsmitteln durchgeführt. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Richtung stimmt, dass aber noch viel an den Aufgaben selbst, an den Kriterienrastern und an der Erprobung alternativer Prüfungssettings gefeilt werden muss. Dies ist das Ziel des vorliegenden Projekts. Auch soll geprüft werden, inwieweit es bei bestimmten Prüfungsformaten sinnvoll ist, a) den Zugriff auf bestimmte Tools einzuschränken (z.B. über Safe Exam Browser), b) Prozesse dokumentieren zu lassen und c) Redlichkeitserklärungen unterschreiben zu lassen. Der Bedarf an Austausch zu dieser Herausforderung ist gross und wird an der KUE bereits intensiv gepflegt. Nun gilt es, den Kreis zu erweitern, um weitere Mittelschulen in den Diskurs einzubeziehen und Prozesse und Ergebnisse zu dokumentieren. So ist es auch unser Ziel, eine Palette zeitgemässer, von mehreren Schulen als valide, objektiv und reliabel akzeptierter Aufgaben für Open-Notebook-Maturaprüfungen in den Fremdsprachen zusammenzustellen.
Die geplanten «Open-Notebook-Formate» stehen dabei im Einklang mit:
➢ dem Reglement für die Maturitätsprüfungen an den Gymnasien des Kantons Zürich:
o § 11. 1 Die Schülerinnen und Schüler haben die Prüfungsarbeiten selbständig auszuführen. Bei den schriftlichen Prüfungen werden sie von einer Lehrperson beaufsichtigt. 2 Die erlaubten Hilfsmittel werden von den prüfenden Lehrpersonen im Einvernehmen mit der Schulleitung festgelegt. Die Expertinnen und Experten werden darüber sowie über notwendige Erklärungen, die vor Beginn der Arbeit gegeben wurden, informiert.
➢ dem BYOD-Konzept des Kantons: nicht mehr realisierbar sind Prüfungen mit Schulgeräten (ausser in Einzelfällen) weil diese in Folge des BYOD-Konzepts zum grössten Teil abgeschafft wurden.
➢ der Wegleitung zur Notengebung der Kantonsschule Uetikon am See, S. 3:
o Open Book-Prüfungen werden mit zunehmender Reife der Schülerinnen und Schüler selbstverständlich. Dazu gehört auch der Einbezug des Internets; dieser muss aber vorgängig geübt werden und die Schülerinnen sollen mit der Problematik des Plagiierens bekannt gemacht werden.
Wir zielen dabei auf die Erarbeitung konkreter Prüfungsformate und -Aufgaben, bei denen:
➢ die Eigenleistung der Maturandinnen und der Maturanden klar ersichtlich ist;
➢ der kompetente und kritische Umgang mit im Vorfeld definierten Tools unter Beweis gestellt wird;
➢ die Fähigkeit, in Ko-Konstruktion mit den Algorithmen, authentische, zielgruppenadäquate, situationsgerechte Texte und zielführende Texte zu gestalten geprüft wird.
Didaktisch-methodisches Konzept
Grammatikübungen oder Übersetzungen als wesentlicher Bestandteil von Maturaprüfungen sind nicht mehr zeitgemäß, da sie die in Zukunft erforderliche kommunikative Handlungskompetenz nicht erfassen: Wir wollen den kompetenten Umgang mit den digitalen Werkzeugen, die unseren Lernenden zur Verfügung stehen, ebenso prüfen wie die individuelle und autonome Fremdsprachenkompetenz. Da diese Werkzeuge bereits im Unterricht eingesetzt werden, sollen sie auch punktuell in Prüfungen eingesetzt werden können. So wurde an der KUE bereits 2022 ein Teil der Maturitätsprüfung in den Fremdsprachen als Open-Notebook-Prüfung konzipiert und durchgeführt.
Aus den Rückmeldungen und Empfehlungen der Fachkreise nach der Durchführung der ersten Open-Notebook-Matura an der KUE wurde deutlich, dass eine weitere Vertiefung, Präzisierung und Diversifizierung bei der Entwicklung weiterer geeigneter Aufgabenstellungen für Open-Notebook-Prüfungen sowie bei der Definition von Bewertungskriterien und Bewertungsrastern für die Schülerprodukte notwendig ist. Gerade weil alle digitalen Werkzeuge einbezogen werden können, müssen die Aufgabenstellungen klar und eindeutig formuliert sein. Die geeignetsten Kriterien, um den kompetenten, reflektierten und kritischen Umgang mit Übersetzungswerkzeugen zu bewerten, waren bisher die Kriterien der Adäquatheit und Authentizität. Die bestehenden Raster sollten jedoch je nach Aufgabenstellung weiterentwickelt und frühzeitig genug in den Maturaklassen eingeführt werden, um einen reflektierten und kompetenten Umgang mit den Werkzeugen zu trainieren. Aufgaben für die Maturaprüfungen sowie für die notwendige Vorbereitung im Unterricht werden mit dem jeweiligen Raster gesammelt und auf einer frei zugänglichen Website veröffentlicht.
Wirkung
Das Projekt zielt darauf ab, ein schulübergreifendes Netzwerk mit anderen Fremdsprachenexperten aufzubauen, um gemeinsam an der Weiterentwicklung der Maturaprüfungen zu arbeiten. Der Hauptnutzen des Projekts liegt daher einerseits im Aufbau von Fachexpertise im Bereich “Open-Notebook-Leistungsnachweise” unter Fremdsprachenlehrkräften über die Schulgrenzen hinaus und andererseits in der Erstellung einer frei zugänglichen Sammlung von Prüfungsaufgaben für Open-Notebook-Maturaprüfungen, in der sowohl solche Prüfungsaufgaben als auch Empfehlungen für die notwendige Vorbereitungsarbeit mit den Klassen gesammelt werden.
SAMR-Modell
Erläuterung zum SAMR-Modell.
In Bezug auf das SAMR-Modell ist eine Neugestaltung der Maturitätsprüfung, die die Kompetenz- und Handlungsorientierung in den Vordergrund stellt und gleichzeitig den Einsatz verschiedener digitaler Werkzeuge (wie z.B. maschinelle Übersetzungstools und Textgeneratoren) ermöglicht, im Bereich der Redefinition/Neudefinition anzusiedeln. Unter diesen Voraussetzungen und Bedingungen werden neue, bisher undenkbare Aufgaben möglich, die auch neue Kompetenzen erfordern.
So rücken z. B. komplexe kognitive Prozesse beim Pre- und Post-Editing eines maschinell übersetzten Textes in den Vordergrund, die sowohl solide selbstständige sprachliche Kompetenzen als auch “Machine Translation Literacy” voraussetzen.
Smart Mathematics
- Projektleitung: Matthias Geissbühler, Eva Waiblinger und Marcel Riedener
- Institution: Berufsmaturitätsschule Zürich (BMZ)
- Kontakt: matthias.geissbuehler@bms-zuerich.ch
Eine detaillierte Bewertung von STACK-Aufgaben, ein konkretes Feedback inkl. Verlinkung zu Lernmaterialien und eine zweisprachige Ausführung - so sollen die BM-Lernenden in Mathematik zusätzlich gefördert werden.
Im Rahmen bestehender DLH-Projekte wie z.B. «Mathematik smart üben und prüfen» werden gegenwärtig STACK-Fragen für LMS wie z.B. Moodle erstellt. Die resultierenden Fragen weisen Vorzüge gegenüber dem klassischen Üben mit Papier auf, da die Lernenden u.a. Zeile für Zeile Feedback erhalten, immer Zugriff auf Musterlösungen haben und sich stets neue Aufgaben generieren lassen können. Das vorgelegte Projekt «Smart Mathematics» ergänzt und vervollständigt das Üben und Prüfen mit STACK um drei weitere Bestandteile. Durch dieses Projekt soll die Bewertung von STACK-Aufgaben ebenso detailliert möglich sein wie von Hand, auf Fehler sollen die Lernenden ein konkretes Feedback inkl. Verlinkung zu Lehrmaterialen erhalten und die Fragen sollen zweisprachig vorliegen.
Innovationspotential
In diesem Projekt werden massgeschneiderte Prädikatfunktionen für die Sek II erstellt. Mit diesen Prädikatfunktionen werden mathematische Ausdrücke auf Eigenschaften überprüft, die in der Sek II relevant sind (z.B. «alle Nenner sind faktorisiert» oder «alle Brüche sind gleichnamig»). In der Folge werden die Lehrpersonen der Sek II auch bei digitalen Tests den Lösungsweg mit überschaubarem Aufwand in die Bewertung einbeziehen können.
Ferner wird in diesem Projekt ein Algorithmus geschrieben, der den Lernenden bei falschen Umformungen möglichst genau den Ort und die Art des Fehlers angibt. Wird ein bestimmter Fehler erkannt, dann wird die betreffende Stelle markiert und die Lehrperson kann das einschlägige Kapitel respektive Lehrmaterial direkt verlinken.
Zudem werden die Fragen, die gegenwärtig im DLH-Projekt «Mathematik smart üben und prüfen» erstellt werden, um eine zweite Sprache ergänzt. Die Fragen liegen dann auf Deutsch und Englisch vor. Die Fragen können somit zusätzlich in bilingualen Klassen (bili) eingesetzt werden. Interessierte Lernende von nicht-bili-Klassen können sich im Mathematikunterricht sprachlich weiterbilden, indem sie die Aufgaben in einer Fremdsprache lösen. Lernende mit Migrationshintergrund kann ermöglicht werden, die Fragen in einer vertrauteren Sprache zu lösen. Die Lehrperson kann dabei festlegen, ob eine bestimmte Sprache vorgegeben ist oder nicht.
Didaktisch-methodisches Konzept
Mit den Prädikatfunktionen die im Projekt «Smart Mathematics» entwickelt werden, werden erfolgreiche Umformungen (z.B. «Alle Nenner sind faktorisiert» oder «alle Nenner sind gleichnamig») erkannt und in die Bewertung einbezogen. Die Lernenden sind somit bereits in der Übungsphase orientiert, welche Bewertung im anstehenden Test zu erwarten ist. Typische fehlerhafte Eingaben (z.B. wurde der Mittelterm einer Binomischen Formel vergessen) werden mit dem Algorithmus zur Fehlererkennung erkannt. Liegt ein bekannter Fehler vor, dann wird der einschlägige Abschnitt in den Lernmaterialien (z.B. in OneNote) direkt verlinkt. Die Lernenden erhalten also zielgerichtete Hilfe zur Selbsthilfe.
In den Übungsphasen des Mathematikunterrichts nutzen die Lernenden STACK-Fragen in Moodle. Die Lernenden können dabei auswählen, ob sie die Frage auf Deutsch oder auf Englisch lösen möchten. Sie können sich dadurch im Mathematikunterricht sprachlich weiterbilden oder eine Mathematikaufgabe lösen, ohne an sprachlichen Hürden zu scheitern.
Da STACK-Fragen i.d.R. randomisiert sind, können für die Tests dieselben Fragen verwendet werden wie in den Übungsphasen. Die Prüfungsfragen und die zugehörige Bewertung unterscheiden sich nicht von den Fragen und der Bewertung in den Übungsphasen. Die Korrektur verläuft für alle Lernenden völlig konsistent. Die Lehrperson benötigt viel weniger Zeit für die Korrektur und verfügt deshalb über mehr Zeit für die Betreuung der Lernenden.
Da die Bewertung in den Übungs- und Prüfungsphasen nach identischen Kriterien erfolgt, erhalten die Lernenden mehr Kontrolle über ihren Lernerfolg. Durch das konkrete Feedback bei fehlerhaften Umformungen inkl. Verlinkung werden die Übungs- und Theoriephasen besser verknüpft und die Lernenden erhalten mehr Hilfe zur Selbsthilfe. Die Lehrpersonen ihrerseits erhalten durch die automatisierte Korrektur mehr Zeit für die Betreuung der Lernenden.
Wirkung
Die primäre Zielgruppe sind alle BMS-Lernende sowie alle BM-Mathematiklehrpersonen. Das Resultat des Projekts kann ebenfalls von allen BFS-Lernenden genutzt werden, die im Fach Mathematik unterrichtet werden. Zudem kann das Projekt grösstenteils an Gymnasien genutzt werden, wobei sich die Inhalte des Projekts auf den BM-Lehrplan beschränkt. Themen, die den BM-Lehrplan übersteigen (z.B. Differential- und Integralrechnung), werden im Projekt nicht berücksichtigt.
Mit den Prädikatfunktionen spezifisch für die Sek II sinkt die Hürde für weitere Mathematiklehrpersonen, sich ebenfalls mit STACK zu befassen. Beim Algorithmus zur Fehlererkennung werden die Verweise auf Lehrmaterialien individuell angepasst werden können. Beim Verfassen der Fragen in zwei Sprachen erhalten die Fragen eine Struktur, in der problemlos weitere Sprachen hinzugefügt werden könnten.
Mit Erlaubnis des DLH werden die Prädikatfunktionen sowie der Algorithmus zur Fehlererkennung auf Github.com (https://github.com/maths/moodle-qtype_stack) zur Implementierung angeboten, so dass alle STACK-Nutzer automatisch von unserem Projekt profitieren könnten. Die Fragen inkl. Prädikatfunktionen und Algorithmus werden abschliessend auf der DLH-Seite zur Verfügung gestellt.
SAMR-Modell
Im SAMR-Modell kann das Projekt im Bereich "Augmentation" eingeteilt werden, da es die bisherige analoge Übungs- und Prüfungsform ersetzt mit zusätzlichen Möglichkeiten der Autokorrektur.
Sprachlich niederschwellige ABU-Lernzielkontrollen für EBA auf Moodle
- Projektleitung: Cyprian Jimenez, Claudia Coellen Helbling und Markus Koller
- Institution: Allgemeine Berufsschule Zürich
- Kontakt: cyprian.jimenez@abzh.ch
Dieses Projekt zielt darauf ab, digitale Produkte benutzerfreundlich zu gestalten und ermöglicht EBA-Lernenden direktes Feedback in Leistungs- und Lernzielüberprüfungen. Durch eine innovative Anpassung von Lernpfaden basierend auf niedrigschwelligen Sprachniveaus wird eine zielgerichtetere Förderung ermöglicht.
Die Lernenden der EBA-Klassen charakterisieren sich durch eine enorm hohe Heterogenität (unterschiedliche Vorbildung in verschiedenen Schulsystemen, Fremdsprachigkeit, Lernhindernisse, kognitive Schwächen, ADHS, Traumata etc.) und mangelnde Sprachkenntnisse. Auch fehlen regelmässig die IT-Kompetenzen, die die Berufsschule erwarten dürfte. Das Niveau der Sprachkenntnisse ist sehr oft nicht genügend, um dem Unterricht überhaupt folgen zu können geschweige denn, um in Lernzielüberprüfungen die Aufträge zu verstehen und adäquat umzusetzen. Regelmässig durchgeführte, individualisierte und professionell feedbackgebende formative Test werden aus mangelnden Ressourcen eher selten umgesetzt, obwohl sie ein zielführendes Mittel wären, um die Lernenden integrativ individuell zu fördern. Ein entsprechendes differenziertes Lehrmittel mit entsprechenden Aufgabenstellungen fehlt.
Innovationspotenzial
Die Benutzerfreundlichkeit von digitalen Produkten muss für EBA-Unterricht angepasst werden, so dass auch diese Lernenden von direktem Feedback in summativen und formativen Leistungs- und Lernzielüberprüfungen profitieren können. Des Weiteren bietet sich hier eine Individualisierung von Lernpfaden aufgrund einer formativen Lernzielüberprüfung mit niederschwelligem Sprachniveau für den EBA-Unterricht an, die dazu führt, dass die Lernenden zielgerichteter gefördert werden können. Innovativ ist dies einerseits, weil die Differenzierung auf der Sek 2 noch wenig, und im EBA-Unterricht leider noch weniger, Einzug erhalten hat. Auch sind sprachlich niederschwellige Aufgabenstellungen nicht einfach zu erstellen, haben aber grosses Potential, um die Chancen der betroffenen Lernenden auf einen Lernerfolg zu erhöhen. Die Einfachheit der Lernzielkontrollen ermöglicht es gerade Lernenden mit Migrationshintergrund, ihr eigentliches Potential in gesellschaftlich angelegten Themen besser hervorzuheben und eigenständig zu überprüfen. Diese (Selbst)-Diagnose lässt daraufhin Schlüsse zu, ob Lerndefizite aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten entstanden sind. Das Resultat dieser Frage lässt schliesslich Schlüsse auf das nachfolgende Fortschreiten im Lernpfad zu. Ein entsprechender Fragenpool kann nicht nur der ABZ, sondern allen ABU-Lehrpersonen von grossem Nutzen sein.
Die Einsetzung von digitalen Leistungsüberprüfungen (summativ wie auch formativ) ermöglicht es den Lernenden sich selbst besser einzuschätzen und in einem individualisierten Setting zu lernen. Des Weiteren entlastet die automatische Korrektur die Lehrperson, so dass diese die neu verfügbare Zeit in die Einzelbetreuung von Lernenden investieren kann. Der Unterricht verschiebt sich so automatisch von der Lehrperson hin zur lernenden Person, die Lehrperson durchläuft den Prozess zum Coach. Auf dem LMS stehen dazu professionelle Unterlagen zur Lernzielüberprüfung und zum Aufbau von differenzierten Lernpfaden zur Verfügung. Die Lernenden erlangen die Kompetenzen, sich selbständig einzuschätzen und eigenständig auf Defizite aufmerksam zu werden. Diese können dann durch die Lehrperson oder durch individuelle Lernpfade aufgefangen werden. Die einfache Sprache des angedachten Projektes ermöglicht es schliesslich auch Lernenden mit Migrationshintergrund, einen schnelleren und zielgerichteteren Erfolg im Schweizer Bildungssystem zu erlangen, so dass nicht mehr nur sprachliche sondern auch die restlichen, in der Allgemeinbildung vermittelten Kompetenzen, gefördert werden können. Diese sind ein wesentlicher Faktor für die Integration.
Didaktisch-methodisches Konzept
In diesem pädagogisch-didaktischen Konzept liegt der Fokus auf der Förderung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen für EBA-Lernende. Durch die gezielte Individualisierung von Lernpfaden und den Einsatz formativer Prüfungen wird eine grundlegende Ebene der Unterrichtsdifferenzierung erreicht, um die Heterogenität der Klasse anzusprechen. Das Projekt ermöglicht vielfältige didaktische Methoden, von selbstbestimmtem Lernen bis zu kooperativen Ansätzen, und positioniert die Lehrperson als Coach für die Lernenden. Die Technik, insbesondere Moodle, wird als zentrales Element eingeführt und erfordert nur grundlegende IT-Kenntnisse. Durch die Bereitstellung von digitalen Inhalten wird die Integration in den Unterricht erleichtert, wobei die Technik als förderliches Werkzeug agiert und die erforderliche Infrastruktur von BYOD oder vorhandenen Computern gewährleistet wird.
Wirkung
Dieses Projekt legt seinen Fokus auf die ABZ und (interkantonale) BFS mit EBA-Klassen, die SCROM-kompatible LMS einsetzen, wie es beispielsweise Moodle ist. Lehrpersonen benötigen bedingte LMS-Kompetenzen zur Anpassung des Produkts, während Lernende sich lediglich korrekt einloggen müssen. Die Evaluationsplanung setzt klare Ziele, darunter die Benutzerfreundlichkeit für digitale Immigrants und Lernende sowie die erfolgreiche Umsetzung formativer Lernzielüberprüfungen zur Eruierung individueller Lernstände. Der Evaluationsprozess umfasst zwei Phasen mit Lehrplanthemen, Tandemgruppen-Feedback und Anpassungen, wobei Partnerschulen möglicherweise in den Austausch einbezogen werden.
SAMR-Modell
Im SAMR-Modell kann das Projekt in den Bereich Modification eingereiht werden, weil es eine beachtliche Neugestaltung der bisherigen Lernabläufe ermöglicht.